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Festival-Fieber

Die Seefestspiele in Mörbisch laden zu einer „Nacht in Venedig“ von Johann Strauss, St. Margarethen bietet „Tosca“ von Puccini und Illmitz wirbt für die Exkursion „Das Rindvieh als Landschaftspfleger“. Rund um den Neusiedler See sind das Festival-Fieber und die Urlaubssaison ausgebrochen.

Die Restaurants sind gut gefüllt, und Tausende von Fahrradfreunden ächzen mit und ohne Elektroantrieb die seichten Weinhügel hinauf. Zwischen den Rebstöcken treffen sich Jung und Alt, Sportliche und Wohlbeleibte, bunt Bedresste und Fahrer im Alltagslook. „Grüß‘ Gott, grüß‘ Gott!“ Sie erkunden den Kirschblüten- und Weinkulturradweg, die Römer- und Marc-Aurel-Etappe oder einfach nur die „Entdecker-Tour“.

Radfahrer  bei Schützen am Leithagebirge nahe  Neusiedler  See
Radfahrer bei Schützen am Leithagebirge nahe Neusiedler See

Und mit dem Festival-Fieber steigt auch die Preiskurve. In Mörbisch am See, dem ersten Ort nach Überqueren der ungarisch-österreichischen Grenze, warnt mich die Tourismus-Information, dass „sämtliche Quartiere ausgebucht“ sind.

Ich werde unruhig und setze mich in ein griechisches Restaurant, um zu überlegen, wie ich weiter vorgehe. Der Chef scheint sich meinem Problem annehmen zu wollen. „Ich kenn‘ da jemanden, Moment.“ Und spontan fragt er mich: „Was ist eigentlich mit dem HSV los?“ Und er grient: „Das wäre so, als würden Sie mich als Griechen fragen, ‚was ist eigentlich mit den Griechen los?‘.“ Nachdem ich bezahlt habe, verliert er sein Interesse an mir. Guter Geschäftsmann.

Im nächsten Ort, in Rust am See, erhalte ich eine Telefonnummer vom Hotel „Am Greiner“. Ja, wir haben noch ein letztes, sehr einfaches Zimmer frei, bestätigt mir die Dame am Telefon. Ich bin erleichtert, als ich den Preis erfahre, geschockt. Regulär kosten die Zimmer 122 Euro, versucht sie zu relativieren.

Nun gut, ich bin müde und weiß so recht keinen Ausweg. Das Hotel „Am Greiner“ wirkt beeindruckend, wie eine weißgetünchte Burg, hat ein Schwimmbad, bietet gesunde Kost, diverse Massagen und beweglicherhaltende Übungen an. Die müssen schöne Zimmer haben.

Hotel "Am Greiner" in Rust am Neusiedler See
Hotel „Am Greiner“ in Rust am Neusiedler See

Der freundlich-agile Herr von der Rezeption bringt mich in die zweite Etage zu meinem Zimmer. Wie sagt man: unterm Dach juche, mit schrägen Wänden und Kippfenster. So verbringe ich meine Nacht in Rust zu Preisen wie an der Seufzer-Brücke in Venedig. Auch gute Geschäftsleute.

Als ich übrigens morgens um sieben Uhr zum Frühstück gehe, öffnet sich die Nebentür eines weiteren Zimmers unter dem Dach. Der Kellner tritt heraus und springt behend die Treppe hinunter, um noch vor mir im Essenssaal einzutreffen.

Ein Gedanke zu „Festival-Fieber“

  1. Hallo Carsten,
    hoffentlich bekommst Du noch mehr außer den hohen Hotelkosten auf dem Festival mit. Vielleicht hätten die Massagen (die sicher nicht in dem Preis mit enthalten waren) Dir gut getan und Dich fröhlicher gestimmt. …oder einfach einmal eine Nacht durchmachen (durchwandern natürlich). So kommst Du dann auch billiger durch das Festival.
    Alles Gute

    Günter

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