Die kleine Stadt Ptuj an der Drava wirkt auf den ersten Eindruck etwas einsam. Die malerischen Häuser der Altstadt stehen sich verlassen in den schmalen Gassen gegenüber und warten auf neue Farbe, neue Fenster und Dächer, manche auch auf Bewohner. Sicher, einige dieser schönen, aber vernachlässigten Gebäude haben sich schon heute herausgeputzt. Besonders das Schloss, das über dem Ensemble thront, sticht mit frischem Antlitz und musealen Kostbarkeiten hervor.
Doch heute spüren die alten Mauern, wie es ist, wenn Straßen und Plätzen Leben eingehaucht wird. Sportler aus den Partnerstädten sind zu Gast und laufen, hecheln und schnaufen durch die Altstadt um die Wette. Immer im Kreis von zwölf bis 20 Uhr. Auf dem Platz vor dem Rathaus feuern Läufer und Fans sich lautstark auf Kroatisch, Serbisch, Slowakisch, Mazedonisch und auch auf Deutsch an, übertönen sogar die Beschallung durch die Bühnenlautsprecher.
Hin und wieder quellen Hochzeitsgesellschaften aus dem Rathaus, wo sich Start und Ziel befinden. Samstags wird in Ptuj geheiratet. Und dazu gehört zünftige steirische Blasmusik. Da kann man keine Rücksicht nehmen. Auch die deutschen Sportler aus dem bayrischen Burghausen kommen schon mal ins Gedränge. Sie sind an ihren gelben „Wacker“-Trikots gut zu erkennen.
„Das wird alles nicht so ernst genommen“, sagt mir der Delegationsleiter, der sich unter einem Sonnenschirm aus sicherer Entfernung alles anschaut. Seine Aufgabe ist es, den Kontakt zu den Partnerstädten zu halten. Aufenthalt und Übernachtung werden von der Stadt Ptuj bezahlt, erzählt er mir. Nur die Fahrtkosten sind zu tragen. Es ist der sechste Lauf der Partnerstädte.
Nach dem Wochenende, wenn alle Sportler wieder daheim sind, und für die frisch Vermählten der Alltag beginnt, sind Ptujs Häuser wieder unter sich und warten weiter auf Zuwendung.