„Nur noch gut zehn Kilometer“, verspricht mir Arben, der Eismann aus Maisperk. Dabei weiß ich ganz genau, dass es noch mindestens 15 Kilometer sind, die ich bis Ptuj zurücklegen muss. Alle freundlichen, mir wohlgesonnenen Leute, die ich am Wegesrand treffe, wollen mir Mut machen und rechnen mir die Kilometerzahl schön. Natürlich habe ich auf der Strecke keinen Hinweis auf eine Unterkunft gefunden. Und so werden es 36 Kilometer, laut Google maps. Die Füße tragen von acht bis 18 Uhr.
Arben, der Eismann stammt eigentlich aus Mazedonien. Sein Sohn ist in Slowenien geboren. Er geht noch zur Schule. Seine Schwester lebt seit Jahren in Bochum. Er besucht sie hin und wieder. Dabei frischt er auch seine guten Deutschkenntnisse auf. Seine wirtschaftliche Situation schätzt er recht positiv ein. Jedenfalls was seinen Eisverkauf betrifft.
Bis 2008 ging es nach dem EU-Betritt für ihn und die meisten Freunde und Bekannten aufwärts. Dann kam die Finanzkrise. Die Arbeitslosigkeit, insbesondere unter den jungen Slowenen, stieg. Seine Frau, die als Krankenschwester arbeitet, verdient heute etwa ein Drittel weniger. „Ich überlege, ob ich für sechs Monate ins Ausland gehe, um dort nach der Saison zu arbeiten, vielleicht nach Deutschland, ohne die Familie.“ Sein Sohn, der sich hinter ihm versteckt, scheint das nicht gern zu hören.
Ich sehe, als ich mich von Arben verabschiede, dass die Straße nach Ptujska Gora jetzt über Serpentienen steil bergan führt. Dort oben auf einem Hügel steht die beliebte Marienwallfahrtskirche, von der man bis nach Österreich blicken kann. „Es geht nicht so lang hoch, nur 500 Meter“, ruft Arben mir nach. Ich habe das Gefühl, dass die Steigung mindestens doppelt so weit anhält.
P.S. Maisperk und die Höhe von Ptujska Gora sind längst Wandergeschichte. Da hupt plötzlich ein kleiner Renault-Kombi neben mir und hält. Es ist der Eismann mit seinem Sohn. Fröhlich winkt Arben aus dem Auto und ruft mir zu: „Sie haben ihre Karte, ihren Plan vergessen!“ Ich bedanke mich herzlich und verabschiede mich ein zweites Mal. „Ist doch kein Problem“, sagt der Eismann und braust davon.