Ich hab’s befürchtet. Der Text ist futsch. WLAN war zu schwach. Ich hatte doch eigentlich alles gespeichert! Soll ich es noch einmal versuchen?
„Gehen Sie nicht an der Straße neben dem Fluß“, rät mir das Fräulein an der Rezeption im Hotel Franz in Gradisca d’Isonzo, „der Verkehr ist zu stark und es gibt keinen Fußweg.“ Ich entscheide mich für eine Abkürzung über die Hügel. „Es sind schon andere dort gewandert“, ruft Sie mir noch hinterher.
Am Abend zuvor habe ich mir Gradisca d’Isonzo angesehen. Die Altstadt mit dem großen Theater, unschwer zu erkennen, dass einst die Habsburger hier herrschten. Besonders beeindruckend das Kastell aus venezianischer Zeit mit seinen massiven Mauern, das nach Vorgaben von Leonardo da Vinci erbaut wurde. Die Brücke über den breiten Fluß ist keine Schönheit, der Blick in die Ferne jedoch malerisch.
Gleich hinter dem Fluß, in Poggio Terza Armata, geht es am Morgen bergan. Auch die Temperaturen schieben sich, allerdings problemlos, schon früh nach oben. Den Autos bin ich ausgewichen. Das Hinweisschild für die Fahreuglenker nehme ich jedoch wahr: 9 Prozent Steigung!
Mein erstes Ziel, San Martino del Carso liegt etwa 2 km entfernt. Nach wenigen Minuten bin ich schweißnass. Alle 50 Meter brauche ich eine Pause zum Durchatmen. Jede Kurve verbinde ich mit der Hoffnung, dass es dahinter nicht mehr bergan geht. Doch die Strecke ist wunderschön.
Hin und wieder kommen mir Radrennfahrer, mit grellen Farben bedresst, entgegen geschossen. Sie sind schlau: In der Morgenfrische ackern sie sich auf den Hügel, abwärts geht es in der Hitze. Der Fahrtwind erfrischt. Es radelt sich von selbst.
Dann, endlich, erreiche ich ziemlich erschöpft den kleinen Ort. Ein älterer Herr mit fliegendem Unterhemd und türkisfarbener Fahrradhose kommt auf einem Motorroller angeknattert. Er sieht mich etwas orientierungslos vor zahlreichen Hinweisschildern stehen. Groß akklamiert wird die „Zona Via Sacra“. Der Mann spricht nur italienisch, und ich verstehe: In der Nähe gibt es ein interessantes Weltkriegsmuseum. Frisch erholt, dankbar für den Vorschlag, werfe ich meine 10 Kilo wieder auf den Buckel und marschiere los.
Kaum bin ich um die Kurve, geht es wieder bergan. Später lese ich, dass der Mont San Michele 275 Meter hoch liegt. Doch der Blick ins Tal entschädigt für die zusätzlichen Strapazen.
Vor dem Museumsgebäude stehen zahlreiche Geschütze aus dem Ersten Weltkrieg und recken ihre Rohre bedrohlich in die Ebene. Militärstrategisch liegt der Berg optimal. Bei guter Fernsicht kann man das Friaul bis hin zur Adria kontrollieren. Die Höhen des Mont San Michele waren hart umkämpft. Die Opferzahl der Isonzoschlachten, benannt nach dem Tal, durch das sich die Fronten zogen, geht bis in die Million.