„Ha no, s’isch dem Fritz sei Wetter“, frohlockte Sepp Herberger vor wichtigen Länderspielen, wenn es so richtig goss und der Platz halbwegs unter Wasser stand. Solche merkwürdigen Sätze murmele ich vor mich hin, als ich in Deckung vor dem Gewitterschauer gehe. Was löst solche Gedanken plötzlich aus?
Nein, mein Wetter ist es ganz und gar nicht. Ich habe gerade unter großer Anstrengung von Vrdriga über Itzlake die Serpentinen zum Trojane-Pass gemeistert und stecke jetzt mitten im Gebirgswald, eingeklemmt zwischen einer Art Bundesstraße und einer Autobahntrasse. Kein Haus, keine Menschenseele. Nur Autos, die mich, am Straßenrand laufend, mit Wasser bewerfen und keine Angst von Aquaplaning haben.
Es blitzt und kracht. Der Donner hallt in den Bergen. Ich dränge mich an einen gewaltigen Pylon eines Autobahnviadukts, das in 50 Meter Höhe über mich hinweg führt und mich zumindest vor dem Regen schützt. Die Lastkraftwagen über mir rütteln und ächzen. Ihre Fahrgeräusche übertragen sich auf den gewalten Pfeiler, an den ich mich presse.
Ich kann nicht mehr weiter, und der Regen will nicht aufhören. Nach wohl einer Stunde greife ich zum Äußersten. Ich strecke meinen rechten Arm aus und halte ihn, Daum nach oben, den Autofahrern entgegen. Ich kapituliere. Es ist zu gefährlich, und die Lage scheint sich nicht zu verbessern. Einfach trostlos.
Doch was passiert? Nichts! Kein Autofahrer hält an. Wer will schon einen völlig durchnässten Kerl, der einem vollkommen fremd ist, in sein sauberes und trockenes Auto einsteigen lassen. Es ist Samstagnachmittag. Man war oder will noch an Schwiegermutters Kaffeetafel. Nein, das passt jetzt gar nicht. Und außerdem, der hat sich doch selbst in diese Situation gebracht. Wie kommt der überhaupt dahin?
Dann, endlich, verziehen sich Blitz und Donner. Doch es regnet weiter. Was bleibt mir anderes übrig: Ich wechsel auf die linke Straßenseite und laufe, angetrieben durch die verzwickte Lage, doppelt so schnell in meiner kurzen Hose und mit dem 10-Kilo-Rucksack auf den Schultern in Richtung Vransko. Dort soll es eine Übernachtungsmöglichkeit geben.
Unterkünfte sind auf dem Lande in Slowenien rar gesät. Nach zwei Stunden stehe ich endlich völlig erschöpft, aber erleichtert unter der Dusche im Hostel „Golobcek Pizza & Bed“ mit angeschlossenem Motorradmuseum, das am Wochenende leider geschlossen hat.
Und als das heiße Wasser auf mich niederprasselt, kommen mir wieder so merkwürdige Gedanken. Diesen Weg, so in etwa, sind auch die römischen Söldner marschiert. Die Frage ist vielleicht profan: Wie haben die sich eigentlich verhalten, wenn Blitz und Donner sich über ihnen zusammen brauten? Ein schützendes Autobahnviadukt gab es noch nicht.